Über 50 seltene Apfel-, Birnen- und Kirschsorten wachsen im Obstsortenmuseum Kieselbronn. Die Anlage zeigt, wie der Enzkreis seine Streuobstkultur schützt und regionale Sortenschätze erhält.
Obstsortenmuseum in Kieselbronn: Heimat alter Obstsorten im Enzkreis
Im süddeutschen Raum entstanden über Jahrhunderte unzählige regionale Obstsorten, die oft nur lokal bekannt waren. Viele davon sind durch Rodungen, Sortenvereinheitlichungen und den Strukturwandel in der Landwirtschaft verloren gegangen. Um diese kulturhistorisch und genetisch wertvollen Sorten zu erhalten, wurde 1994 das Obstsortenmuseum in Kieselbronn gegründet – ein Projekt des Landratsamts Enzkreis, unterstützt von der Gemeinde Kieselbronn und dem Obst- und Gartenbauverein.
Die Gemeinde stellte für das Projekt ein Grundstück im Gewann „Steinacker“ zur Verfügung. Mitarbeiter des Bauhofs und Vereinsmitglieder pflanzten rund 40 Obsthochstämme (Apfel, Birne, Kirsche, Zwetschge und Speierling). Diese Bäume wurden mit alten Lokalsorten aus dem Enzkreis veredelt, um sie langfristig zu bewahren.
Lebendiges Museum für alte Sortenschätze
Heute wachsen dort fast 50 teils sehr seltene Obstsorten, darunter rund 25, die ausschließlich im Enzkreis vorkommen. Zu den bekanntesten gehören:
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Apfelsorten wie die „Renette von Serres“, der „Eberdinger Sämling“ oder der „Wimsheimer Sämling“,
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Mostbirnen wie die „Palmischbirne“ oder „Bäumlesbirne“,
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Süßkirschen wie „Lauermänner“ oder „Bockschellen“,
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und die weit verbreitete „Ersinger Frühzwetschge“.
Die Bäume sind mit
Sortenschildern versehen, die Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in die Vielfalt und Geschichte des regionalen Obstanbaus geben.
Ein Ort für Naturschutz und Bildung
Das Obstsortenmuseum ist frei zugänglich, kann jedoch nicht direkt angefahren werden. Besucherinnen und Besucher erreichen es über einen kurzen Spazierweg:
Von Kieselbronn Richtung Enzberg kommend, etwa 500 Meter nach dem Ortsende rechts in den Waldweg einbiegen, parken und dann rund 200 Meter zu Fuß folgen.
Neben der Besichtigung werden im Herbst Führungen für Gruppen, Schulen und Vereine angeboten. Interessierte können zudem Veredelungsreiser alter Sorten erhalten, um diese selbst weiterzuvermehren. So soll die regionale Sortenvielfalt auch in privaten Obstwiesen erhalten bleiben.
„Das Museum zeigt, wie eng Natur, Kultur und regionale Identität miteinander verbunden sind“, betont Obstbauberater Bernhard Reisch vom Landratsamt Enzkreis. „Jede Sorte erzählt ein Stück Heimatgeschichte.“
Ansprechpartner und weitere Informationen
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Landratsamt Enzkreis – Landwirtschaftsamt
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. | 07231 / 308-1831 -
Gemeindeverwaltung Kieselbronn
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. | 07231 / 9534-0 -
Obst- und Gartenbauverein Kieselbronn
07231 / 564653 (Petra Beck)
Eine Übersicht über alle Sorten und ihre Herkunft ist online verfügbar unter:
www.enzkreis.de/obstsortenmuseum
Das Projekt steht im Einklang mit der Agenda 2030 und den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, zu denen sich der Enzkreis bekennt.
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